Das ist wohl so zu verstehen, dass Gott die Fülle seiner Weisheit in Israel
ausgegossen hat und nicht so, dass die anderen Völker keine Weisheit
haben. In Israel finden wir die Fülle der Weisheit. Diese Stelle kann auch
ein Hinweis sein für den Messias: in Jesus haben wir jetzt den lebendigen
Tempel Gottes, sein heiliges Zelt.
2. Lesung – Eph 1: Es ist ein Ausschnitt aus dem große Lobpreis des
Epheserbriefs auf den Vater, der uns durch seinen Sohn die Erlösung
schenkt. Er gebe uns den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit
wir ihn erkennen und damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir
berufen sind. Wir sind dazu bestimmt seine Söhne zu werden durch
Jesus Christus.
Evangelium Joh 1,1-14: Es ist ein Ausschnitt aus dem Johannesprolog:
Am Anfang war das Wort, es war bei Gott, es war Gott. Alles ist durch
das Wort geworden.. In ihm war das Leben und das Leben war das
Licht der Menschen.. Das wahre Licht kam in die Welt..aber die Welt
erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen
ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder
Gottes zu werden.. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter
uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die
Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Predigt:
Wir feiern heute noch einmal das Geheimnis von Weihnachten, die
Menschwerdung des Sohnes Gottes im Fleisch in einer konkreten Stadt
von konkreten Eltern, einer tatsächlichen Mutter.
Gott könnte auch andere Wege wählen: sich wunderbar materialisieren,
seine Herrlichkeit zeigen – verdeckt, weil wir sie nicht ertragen könnten.
Er wählt einen unspektakulären Weg: einen normalen Weg, bei dem man
glauben könnte, dass da nichts Besonderes dran sein kann. Gott liebt
das Unscheinbare und Kleine und er wirkt gerade darin seine Wunder.
Diese Tendenz zeigt sich öfter in der Hl. Schrift, in der Geschichte der
Christenheit. Er liebt diese Methode, vielleicht weil er es nicht nötig hat,
in Prunk, mit Pomp, mit äußerlichen Zeichen der Macht zu kommen,
um andere zu beeindrucken. Er braucht niemand beeindrucken, weil er
von niemand abhängig ist und alles bewirken kann, was er möchte.
Er wird Mensch, mit aller Hinfälligkeit, der Fähigkeit zu leiden und
sterben zu können.
Bei allen theologischen spannenden Fragen, die sich damit ergeben,
wie das sein kann, dass sich da göttliche Natur und menschliche Natur
in einer Person vereinigen, kann man sagen, dass Gott in Jesus damit
ganz einer von uns wird, dass er sich nicht vornehm zurückhält, wenn
es ernst wird, sondern sich ganz hinein gibt in diese Form des Lebens.
Ja man kann sogar sagen, dass er alle Abgründe und Schwierigkeiten
dieses Lebens kennengelernt hat, in alle Nöte hinabgestiegen ist,
sodass niemand mehr sagen kann, er ist mit dieser Not allein!, denn der
„Gott mit uns - Immanuel“ ist da! Immer wenn ein Mensch etwas
aushalten muss, ist Gott schon da, hat es schon getragen und ist bereit,
ihm beim Durchtragen zu helfen. Deshalb ist der Bittruf: Herr hilf mir!,
den wir in unserem Leben ihm immer wieder vortragen sollen, in jeder
Lage, auch wenn wir selbst etwas verbockt haben. Seien wir gewiss,
dass Gott da ist und uns hört und uns gute Wege bereitet, alles in sein
Licht und in sein Heil führt und führen kann und führen möchte.
Die Menschwerdung zeigt uns auch, dass Gott keine Abscheu vor uns hat,
dass er keine Angst vor vor Unrecht und Hass, vor Gewalt und
Unmenschlichkeit hat. Gott macht sich zu einem von uns. Wir dürfen
getrost sein, voll Zuversicht zum Thron der Gnade treten, weil dort der ist,
der uns liebt, der auf seine Kinder wartet, der uns das Heil schenken kann
und möchte.
Es ist ein menschenfreundlicher Gott, der aber auch niemand zu willen ist
und sich in Dienst nehmen lässt, schon gar nicht gegen andere. Wenn er
sich in Dienst nehmen lässt, dann nur zum Wohl für andere. Er ist ein Gott,
der uns liebt, und Freude an unserer Liebe hat und uns einlädt, in seine
Liebe immer mehr hineinzuwachsen.